Plakat an Lieferwagen: Landgrabbing stoppen. Bäuerinnen & Bauern vor Konzerninteressen.

„Wir haben es satt“-Demo

9000 Personen und 60 Organisationen demonstrierten am 18. Januar in Berlin für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft. Ein Demobesucher mit Bezug zur Landwirtschaft und zur 500-Jahre-Kampagne hat für uns einen persönlichen Erlebnisbericht verfasst.

Starte um 11.00 Uhr zur Demo, Fußweg gestern schon erkundet, ca. 30 Minuten durch den Tiergarten zum Platz der Republik. Und schon der erste „Trecker“ als Lastenfahrrad dem Bio-Landwirt für seine Direktvermarktung nutzend fährt neben mir und wir kommen sofort in positives Gespräch. Er wohnt mit seiner Familie und den beiden Enkelkindern im gleichen Hotel. Und wie ich dann am Sonntag noch dazu für mein Glück erfahre, ist er auch Vorstandsvorsitzender der Bürger-Energie-Genossenschaft! Eben meine Mission, die regenerative Energie zu 100% der Wertschöpfung für die Landwirte/Bürger und Kommunen und Stadtwerke einzufordern. Dazu ist lediglich der gesetzliche Rahmen zu ändern.

Unterwegs noch einen Doktorranden mit dem Plakat auf dem Rücken „Vernunft“ angesprochen, sagt mir das er seine Dissertation in Potsdam zur Nachhaltigkeit bei Solawi-Betrieben erstellt.

11.30 Uhr am Platz der Demo angekommen, die sich mehr und mehr mit Gruppen und Organisationen füllt, ein sehr buntes und total freundliches Zusammenkommen der Menschen mit unterschiedlichsten Interessen und Anliegen.

12.00 Uhr beginnt eine gut durchorganisierte 15. Demo „Wir haben es satt“ mit vielen Apellen und Redebeiträgen von den verschiedenen Organisationen. Um 13.45 Uhr setzt sich der Zug mit rund 9000 Demonstrant*innen und diversen Wagen und Trommler-Gruppen nach Berlin Mitte in Bewegung. Wir laufen als 500er-Kampagne wirklich im Eiltempo längs des Zuges nach vorne um uns nach der jungen AbL und der FAU mit unserem Transparent dort einzureihen. Am Friedrichstadt-Palast vorbei ziehen wir mit Gesängen und Protestrufen, unterstützt von Megafon-Sprecher*innen, weiter durch Berlin Mitte und kommen nach ca. 14.30 Uhr am Kanzleramt vorbei wieder zurück auf den Platz der Republik.

Hier geht es bunt weiter mit Rede- und Musikbeiträgen bei herrlichem kaltem Wetter, aber mit Sonnenschein bis zum Ende der Veranstaltung, wo sich die Organisatoren noch mal alle auf der Bühne einfinden, zusammen mit „meinem“ Bio-Bauern und seinen Enkelkindern. Das macht nicht nur Hoffnung, sondern auch Mut,dass wir gemeinsam die notwendige Veränderung, wir können auch gerne Transformation unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems sagen, anstoßen!

Was für mich als Erstbesucher dieser Demo auffällt, ist folgender Sachverhalt: Von der politischen Prominenz, als den Machtpolitikern wie auch von den öffentlich-rechtlichen Medien, oder zumindest der Berliner Oberbürgermeister, es ist keiner, bzw. keine mit Präsenz auf der Demo zu sehen geschweige denn zu hören? Auch in den Fernsehnachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender wurde gerade mal kurz von der „Grünen Woche“ in Berlin berichtet. Jedoch Null Hinweis oder Bilder von der Demo!

Am nächsten Tag auschecken und Treffen um 11.00 Uhr der 500-Jahre-Kampagne in Berlin-Kreuzberg im Kiezladen Mahalle. Und wir diskutieren bis 15.00 Uhr über unsere weiteren Aktivitäten sowie Stärkung unserer Arbeit. „Für das Leben, für das Land.“

Kontrastreicher kann meine Stadterkundung in drei Tagen Berlin nicht sein. Armut, Kälte, Verfall, Konsum, Ablenkung, Business, Lärm, Gedränge, kein Blick für den, der in den Mülleimer sieht und nach Essbarem sucht, zwei Mal Samstag und Sonntag um eine kleine Spende gebeten worden und das in einem Land mit so einer großen „Wirtschaftsleistung“. Armes Deutschland?

Oder hat die Geschichtsforschung jetzt mit dem Gedenken an den Bauernkrieg 1525 genau den Zeitpunkt erkannt, nun endlich wieder aktiv zu werden und zu handeln? Damit wir weltweit dieses kapitalistische Wirtschaftssystem überwinden, das mit Unterdrückung, Ausbeutung und Naturzerstörung unvorstellbare Gewinne erzeugt für ganz, ganz wenige Superreiche? Deshalb lasst uns gemeinsam diese Plutokratie beenden und in eine R(e)volution starten in der Alle in Frieden und Freiheit ihren Lebenssinn in solidarischen Gemeinschaften erreichen dürfen.

Erich Fritz August Schneider


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