Kommunalismus kurz erklärt

Aus „The Communalist Project“ von Murray Bookchin (Übersetzung: NfK)

[…] Kommunalismus will die Stadt (oder Kommune) zurückerobern und ihre Entwicklung vorantreiben, in einer Form, die mit ihren grössten Potenzialitäten und historischen Traditionen übereinstimmt. Das heisst nicht, dass der Kommunalismus die Gemeinde, wie sie heute ist, akzeptiert. Ganz im Gegenteil, die moderne Gemeinde ist mit vielen staatlichen Eigenschaften behaftet und funktioniert oft als eine Agentin des bürgerlichen Nationalstaats. Heute, wo der Nationalstaat immer noch allmächtig erscheint, können die Rechte, die moderne Gemeinden besitzen, nicht als oberflächliche Erscheinungen von zugrundeliegenden ökonomischen Beziehungen abgetan werden. Sie sind, sogar zu einem grossen Teil, die hart erkämpften Gewinne der gewöhnlichen Leute, die sie lange gegen Angriffe durch herrschende Klassen im Verlauf der Geschichte verteidigt haben – sogar gegen die Bourgeoisie selbst.

In seinem libertär-munizipalistischen Programm versucht der Kommunalismus resolut, staatliche Gemeindestrukturen zu eliminieren und sie durch die Institutionen eines libertären Gemeinwesens zu ersetzen. Er versucht, die Regierungsinstitutionen der Städte radikal zu restrukturieren: zu demokratischen Volksversammlungen (popular assemblies) basierend auf Nachbarschaften, Städten und Dörfern. In diesen Versammlungen – welche die mittleren und die arbeitenden Klassen umfassen – befassen sich mit Gemeindeangelegenheiten auf einer Face-to-face-Basis, indem sie politische Entscheidungen durch direkte Demokratie fällt und das Ideal einer humanistischen, rationalen Gesellschaft wahr werden lässt.

[…] Um Probleme und Themen anzusprechen, die die Grenzen einer einzelnen Gemeinde überschreiten, sollen sich demokratisierte Gemeinden ihrerseits verbünden, um eine breitere Konföderation zu formen. Diese Versammlungen und Konföderationen könnten dann, durch ihre schiere Existenz, die Legitimität des Staates und staatlichen Formen der Gewalt, anfechten. Sie könnten explizit darauf abzielen, Staatsmacht und Staatsräson mit basisdemokratischer Macht (popular power) und einer sozial rationalen transformativen Politik zu ersetzen. Und sie würden zur Arena, in der Klassenkonflikte ausgespielt und in der Klassen eliminiert werden könnten.
(Murray Bookchin, The Communalist Project)

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